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Todtnau Muggenbrunn

Die Jahre um 1900 markieren eine Umbruchzeit: die Heim- und Handarbeit endet, die industrielle Fertigung in Fabriken beginnt. Elektrischer Strom löst die Petroleumlampe und das Wasserrad ab. Auf den Straßen fahren zunehmend Kraftfahrzeuge anstelle von Fuhrwerken. Die Berge werden als Erholungsraum und der Winter für sportliche Aktivitäten entdeckt. Das alles hat Auswirkungen auf das Leben der Menschen “auf dem Wald”. Muggenbrunn an der Landstraße von Todtnau nach Freiburg hat die Entwicklung bemerkenswert erfahren. Der Ort zeigt sich heute modern, aufgeschlossen. Gäste sind hier herzlich willkommen. Und das zu jeder Jahreszeit.

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Die Ansätze zu einer Dorfbildung liegen etwa an der Wende des 12. zum 13. Jahrhunderts. Der Name Muggenbrunn bedeutet, das Dorf am „Brunnen des Mugge”, der hier das erste Anwesen errichtete und an dem der älteste Weg zum Paßübergang Notschrei vorbeiführte. Durch Schenkung zweier Edler im Jahre 1114 kamen die Gebiete des hinteren Wiesentals in den Besitz des Klosters St. Blasien.

Die Ausbeutung der zahlreichen Silberbergwerke brachte dem Kloster Wohlstand und Reichtum. Muggenbrunn verdankt die Entstehung dem in Blüte stehenden Silberbergbau. Immer mehr Arbeitskräfte siedelten sich in dieser Zeit an.

Im 15. Jahrhundert sank der Wert des Silbers immer mehr, und der Abbau von Silbererz wurde schließlich eingestellt. Im pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 – 1697) hatte auch Muggenbrunn vieles zu leiden.

Eine Verteidigungslinie wurde von Todtnauberg über Muggenbrunn bis nach Zell mit Schanzen, Verhauen und Wachthäusern errichtet. Aus dieser Zeit stammen die heute noch vorhandenen Überreste von Schanzen und Wallgraben, worauf die Flurnamen „Auf der Schanz” und „Franzosenberg” heute noch hinweisen.

Kapelle in Muggenbrunn. Alle Gemeinden um Muggenbrunn haben vor 1900 ihre Kirche oder Kapelle. Eine Stiftung des Afterstegers Martin Hölzle ermöglicht schließ­ lich den Bau einer Kapelle im Dorf, wobei die Gemeinde den Bauplatz für 75 Mark bereit stellt. “Am ersten October des Jahres 1899…wurde der Grundstein zu dieser Kapelle gelegt…Muggenbrunn, gegenwärtig ein Filialort von der Pfarrei Todtnau,…wünschte schon lange im Besitz einer Kapelle zu sein. Jahrelang sehnte man sich umsonst darnach, jahrelang betete man vor einem freistehenden Feldkreuz den sonntäglichen Rosenkranz…“ (aus der Urkunde zur Grunsteinlegung 1899) Andachten sind in der St. Cornelius geweihten Kapelle nun möglich; zur sonntäglichen Messe allerdings gehen die Muggenbrunner noch bis in die 1950er Jahre nach Todtnau.

Manchmal werden nach dem Kirchgang dort Einkäufe getätigt. Die neue Kirche St. Cornelius Nachdem die Kapelle sich auf Dauer als zu klein erweist, wird auf dem Schmelzplatz die neue Kirche gebaut und 1954 eingeweiht. Große Verdienste hierbei hat der aus dem Bistum Münster stammende Vikar Josef Vienenkötter. Die Muggenbrunner unterstützen den Bau mit vereinbarten monatlichen Spenden. Selbst die Kinder tragen mit dem Sammeln von Heidelbeeren manche Mark zum Bau der Kirche bei. Der Turm der Kapelle wird entfernt, dann dient sie kurze Zeit der evangelischen Kirchengemeinde als Gotteshaus; heute ist sie in Privatbesitz.

Im Jahre 1689 wurde der größte Teil der einfach gebauten Holzhäuser ein Raub der Flammen. In der Folge wurde das Dorf auch von Überschwemmungen und Hungersnöten heimgesucht. Der Holzreichtum und der Erfindergeist der Bewohner schafften wieder neue Möglichkeiten, um die Armut und die Not der Bevölkerung zu mildern. Die Anfertigung von Bürsten in der Heimindustrie verbreitete sich immer mehr und als Hausierer von Bürstenwaren zogen manche Dorfbewohner in Deutschland, der Schweiz und in Frankreich umher. In dieser Zeit (1810) erreichte das Dorf die Höchstzahl von 350 Einwohnern.

Grüner Baum – eine der ältesten Wirtschaften. Das ums Jahr 1740 erbaute Gebäude wird 1758 von Johann Wißler zum Gasthaus eingerichtet. Er führt die Wirtschaft 50 Jahre lang. 1835 wird dem Bezirksamt in Schönau berichtet, dass sie in hiesiger Umgebung eine der ältesten Wirtschaften sei. 1839 wird gegenüber ein Wohnhaus mit Tanzboden und einigen Fremdenzimmern errichtet. Der „Grüne Baum“ ist das Gasthaus der „besseren Leute“. Die Poststelle – Haltestelle für Postkutsche und Kraftwagenlinie Im „Grünen Baum“ wird 1881 eine Poststelle, bald auch eine Telegrafenstation eingerichtet. Als „Poststelleninhaber“ erhält Jakob Wißler ein jährliches Entgelt von 50 Mark. Hier ist auch die Haltestelle für den Postkutschenverkehr mit Tränke und Pferdewechsel. 1904 entsteht in Todtnau die „Motorverkehr Freiburg – Todtnau GmbH“, die ihre Haltestelle ebenfalls am „Grünen Baum“ hat. 1915 wird die Postkutschenlinie eingestellt und durch eine Kraftwagenlinie ersetzt. Der Fahrpreis beträgt 15 Pfennig pro Kilometer. Im Januar 1900 wird das Gasthaus durch ein Feuer zerstört. Es wird noch im gleichen Jahr wieder im Schwarzwaldstil errichtet. Die letzte Wirtin aus der Familie ist Helga Hauf, geborene Wißler. Die Wirtschaft schließt 1989. Das Haus wird für einige Jahre für Aus- und Übersiedler eingerichtet. 1996 übernimmt Hotelier Hubert Albiez vom Notschrei das Gasthaus. Nach einem erneuten Brand 2004 wird das Hotel völlig renoviert, wobei die Originalität des Schwarzwaldhauses auch jetzt erhalten bleibt.

Eine Existenzsicherung war in dieser Zeit in Muggenbrunn nicht gegeben. Es konnten sich, trotz kleinen Anfängen, keine Handwerker oder Gewerbebetriebe entwickeln. Die Jahrhundertwende kann man als Anfang des Fremdenverkehrs betrachten. Am 27. Januar 1900 wurde nach einem Brand das Gasthaus „Grüner Baum“ neu aufgebaut und bot den ersten Gästen Aufenthalt in der würzigen Schwarzwaldluft. Bereits vor dem 1. Weltkrieg unternahm ein Verkehrs- und Verschönerungsverein Anstrengungen, das Dorf für den Fremdenverkehr zu erschließen. Vor dem 2. Weltkrieg wurden schon in Privatzimmern Gäste untergebracht und dadurch der Fremdenverkehr weiter ausgebaut. Dieser Ausbau von Fremdenzimmern kam während und nach dem Krieg den Flüchtlingen zugute.

Der Aufschwung im Tourismus begann dann in den 50er Jahren. Die Hotels und Gaststätten wurden der Zeit entsprechend hergerichtet und die Privathäuser bekamen durch die Zimmervermietung das notwendige Geld, um ihre Häuser für den Fremdenverkehr einzurichten. Diesen großen Aufschwung verdanken wir hauptsächlich dem damaligen Verkehrsverein, welcher bewirkte, daß Muggenbrunn als Fremdenverkehrsort von Touropa aufgenommen wurde.

Diese Jahre brachten auch die wirtschaftliche Wende in Muggenbrunn. Die Gemeinde konnte die Ortsstraßen ausbauen, eine neue Schule wurde gebaut, Rathaus-, Post-, Feuerwehr- und Kurverwaltungs-Gebäude wurden neu errichtet oder ausgebaut, die zentrale Wasser- und Abwasserversorgung sichergestellt. Daß dies alles durchgeführt werden konnte, verdanken wir unter anderem auch unserem Wald, durch den wir gerade in dieser Zeit gute Einnahmen hatten.

1953 erhielt Muggenbrunn eine neue wundervoll ins Landschaftsbild passende Kirche, die die alte, um die Jahrhundertwende erbaute Kapelle, ersetzte. Der Bau dieser Kirche wurde durchgeführt durch den damaligen Herrn Kaplan Vinnenkööter, der als Dank für seine Gesundung im Schwarzwald diese Kirche errichtete.

Der Wintertourismus hat durch den Bau des Skiliftzentrums Muggenbrunn viel an Attraktivität gewonnen. Hier darf auch angeführt werden, dass der Franzosenberglift als zweiter Skilift im Schwarzwald 1953 erbaut wurde. Das Skizentrum erschließt mit 6 Skiliften und 8 ineinanderlaufenden Pisten ein vielseitiges Skigebiet.

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