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Bad Bellingen Hertingen

Die Ortschaft Hertingen mit rund 600 Einwohnern liegt südöstlich von Bad Bellingen in einer hügeligen, von Weinbergen geprägten Landschaft. Sie gehört zu Bad Bellingen.

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Die erste erhaltene urkundliche Erwähnung (Hertingen) datiert von 1064. Die Siedlung dürfte deutlich älter sein. Vereinzelte Funde von Feuersteingeräten stammen vermutlich von wandernden Jägern und Sammlern der Alt-Steinzeit. Ein Plattengrab, das nördlich des Dorfes entdeckt wurde, könnte ebenso gut keltischen wie alemannischen Ursprungs sein; es konnten keine für die Altersbestimmung entscheidende Beobachtungen bei der Auffindung gemacht werden.

Sichere Siedlungsspuren liefert erst die Römerzeit. So wurden zwei kleine Schmelzöfen zur Verhüttung von Bohnerz aus dem Hertinger Wald bei einer villa rustica beobachtet. Der Gutshof selbst mit einem größeren Wohngebäude und weiteren Bauten lag in der Nähe der heutigen B3. Mehrere Mosaiksteinchen lassen kostbar ausgestattete Räume vermuten, deren endgültige Freilegung noch aussteht. Die Verhüttung von Eisenerz durch die Römer im ersten oder zweiten nachchristlichen Jahrhundert könnte eine Fortführung keltischer Rohstoffnutzung sein.

Der Quellenreichtum des Hertinger Tales ließ in alemannischer Zeit Hofgründungen an mehreren Stellen zu. Einige Hofnamen sind aus dem 13. und 14. Jahrhundert überliefert: Meierhof, Münchweiler Hof, Hummelhof, St.- Margareten Hof. Sie waren im Besitz verschiedener geistlicher und weltlicher Herren.

Zu den Grundbesitzern zählte auch die Propstei Bürgeln. Es wird angenommen, dass der Ort wegen deren Kastvogtei über die Propstei Bürgeln schon früh an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg kam.

Bis 1733 lag die Ortsherrschaft in den Händen der Freiherren von Rotberg und zwar bei der evangelischen Linie, weshalb auch das Dorf evangelisch wurde. Wann das Geschlecht die Ortsherrschaft als Lehen der Markgrafen erlangte ist nicht klar. Am 25. Juni 1733 lösten die Rotberg einen Rechtsstreit mit den Markgrafen von Baden-Durlach durch den Verkauf ihrer Rechte im Dorf an die Markgrafen.

In Klein-Hertingen, einer untergegangenen Hofgruppe in der Nähe der heutigen Bundesstraße 3, befand sich eine Kapelle mit dem Patrozinium St. Peter, was auf ein hohes Alter hinweist (8./9. Jahrhundert). Im 14. Jahrhundert hatte die Kapelle den Rang einer Pfarrkirche, später wurde sie als Filiale von (Groß-)Hertingen bezeichnet; seit dem 16. Jahrhundert ist von ihr keine Rede mehr.

Auch der ursprüngliche Ort Hertingen lag höher am Hang und damit an der Bundesstraße 3 als der heutige Ort. Seine Kirche mit dem umfriedeten Gottesacker befand sich inmitten der Siedlung. Der Friedhof ist bis heute geblieben; die Kirche wurde abgebrochen, als 1785 der Grundstein für die neue Evangelische Kirche Hertingen in der Mitte des heutigen Ortes gelegt wurde.

Um 1800 klapperte eine Mühle im Tal, die 1718 als Lehnsmühle der Herrschaft Rötteln im Besitz der Herren von Rotberg bzw. Leutrum erscheint, später (um 1800–1811) aber in Privatbesitz auftaucht und noch 1930, da schon teilweise mit Elektrizität betrieben und zur Walzmühle umgebaut, arbeitete.

Persönlichkeiten

Johann Peter Hebel lebte von 1780 bis 1783 in Hertingen und war dort Vikar.
Jakob Michael Reinhold Lenz. Der aus Livland stammende Schriftsteller Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–1792) lebte von Januar 1779 bis in den Sommer des Jahres in Hertingen, wohin Johann Georg Schlosser ihn zur Behandlung seines beeinträchtigten Geisteszustandes gesandt hatte. Wahrscheinlich ist, dass er sich in der Behandlung des Chirurgen Johann Georg Kaspar Zollikofer (1737–1799) befand, der in Hertingen ein Haus unterhielt, in dem gemütskranke Menschen untergebracht wurden, wie der Hertinger Heimatforscher Hubert Gilgin vermutet. Die Lage dieses Hauses in dem Ort ist nicht mehr feststellbar. Im Sommer 1779 wurde Jakob Lenz von seinem Bruder Carl Lenz in Hertingen abgeholt, der mit ihm nach Livland reiste.

Veranstaltungen

Grasbahnrennen am Markgräflerring. Einmal im Jahr stellen die Hertinger Bürger (und auch Helfer aus Umgebung) ein internationales Flutlicht-Grasbahnrennen auf die Beine. Die Helfer arbeiten alle ehrenamtlich.

Hebelschoppen. Ebenfalls einmal im Jahr, meist anfangs Herbst, treffen sich Freunde und Liebhaber der alemannischen Sprache zum „Hebelschoppen“ in Hertingen. Hier lebt im Andenken an Johann Peter Hebel der alte landestypische Dialekt wieder auf.

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